BMEcat

BMEcat ist ein XML-basiertes Format zum Austausch von Katalog- und Produktdaten. Es stellt in Deutschland den Standard für B2B-Produktkataloge dar.

 

Definition: Was ist BMEcat?

BMEcat ist ein vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) e.V. konzipiertes XML-basiertes Format zum Austausch von Katalogdaten im B2B-Bereich. Es dient dem Austausch von produktbezogenen Daten und Informationen zwischen Unternehmen, beispielsweise in der Logistik, als Vertriebsunterstützung, oder auch zur teilautomatisierten Kommunikation mit elektronischen Marktplätzen. Auf diese Weise leistet BMEcat einen wichtigen Beitrag zum vereinfachten Management von Produktdaten und bietet eine Grundlage für den Informations- und Datenaustausch an relevanten Punkten der Versorgungskette.

 

Einordnung BMEcat unter Katalogdatenmanagement/eProcurement

Heutzutage werden Unternehmensprozesse zu einem maßgeblichen Anteil elektronisch automatisiert und durchgeführt. Dies trifft auch auf den E-Commerce und die elektronische Beschaffung im B2B-Bereich, damit einhergehende Marktplätze sowie auf Handelssysteme zu. In Zusammenhang mit elektronischer Beschaffung und Logistik ist das Katalogdatenmanagement ein wesentliches Bindeglied zur Digitalisierung von Unternehmensprozessen, indem es bisher isolierte Einzelbereiche innerhalb von, aber auch zwischen Unternehmen verknüpft und die damit einhergehenden Prozesse optimiert.

BMEcat ist der fachliche Standard auf dem Gebiet des Katalogdatenmanagements in Deutschland. Im internationalen Vergleich fehlt jedoch der flächendeckende Durchbruch, selbst in Europa stößt man hier schnell an die Grenzen der Anbindungsmöglichkeiten. Gerade im außereuropäischen Ausland kommt BMEcat nur vereinzelt zur Anwendung.

 

Zusammenhang mit Produktklassifikationssystemen

Zusätzlich zum Management von Katalogdaten bietet das BMEcat-Format die Möglichkeit, die Beschreibung und Klassifizierung von Produkten vorzunehmen. Zu diesem Zweck existieren standardisierte Produktklassen mit übergeordneten Klassifikationshierarchien. Produktbeschreibungen werden durch den jeweiligen Klassen zugeordnete Produktmerkmale vorgenommen. Dies geschieht durch Anbindung von Produktklassifizierungssystemen, zum Beispiel eCl@ss, profiCl@ss, ETIM oder UNSPSC. Das hier zu Grunde liegende Datenmodell folgt dem internationalen Standard für Produktbeschreibung und -klassifizierung, ISO 13584.

Zu diesen Systemen zählen:

  • Kataloggruppensysteme zur hierarchischen Navigation in Katalogen
  • Katalogstrukturen zur hierarchischen Navigation in Katalogen
  • Material- und Warengruppensysteme zur Untergliederung des Sortiments
  • Klassifikationssysteme zur meistens hierarchischen, eindeutigen Sortimentsstrukturierung
  • Standardisierte Klassifikationssysteme (z.B. eCl@ss, ETIM, GPC, proficl@ss, UNSPSC)
  • Sachgruppensysteme
  • Referenzhierarchien
  • Merkmalssysteme
  • Merkmalsgruppensysteme
  • Merkmal-Bibliotheken
  • Merkmal-Lexika
  • Merkmal-Dictionaries

 

Wie funktioniert BMEcat?

BMEcat ermöglicht es, Lieferantenkataloge direkt in Warenwirtschaftssysteme einzubinden. Die Erstellung dieser Kataloge geschieht direkt in der BMEcat-Software. Einigen Unternehmen fehlt ohne die entsprechende Technik jedoch die Möglichkeit des Lesens dieser Katalogdaten. Dieses Problem kann durch BMEcat-Viewer umgangen werden. Er ermöglicht die Verarbeitung der BMEcat-Dateien. BMEcat kodiert Katalogdaten auf Basis der “eXtensible Markung Language” (XML; Industriestandard) und ermöglicht die Kodierung von Strukturen und Daten zur gleichen Zeit.

Zum Zwecke dieser Strukturierung werden dem Katalog bzw. den Produkten unter anderem folgende Eigenschaften zugewiesen:

 

CATALOG

  • Unter CATALOG werden übergeordnete Informationen wie Versions- und Lizenzdaten oder Sprache spezifiziert.

 

SUPPLIER

  • Unter SUPPLIER werden Daten zum Lieferanten des Produktkatalogs abgelegt.

 

BUYER

  • Ähnlich wie unter SUPPLIER werden hier Daten zum Abnehmer des Katalogs definiert.

 

AGREEMENT

  • Hier werden Vertragsdaten zu dem Produktkatalog festgelegt, beispielsweise Gültigkeit von Preisen.

 

CLASSIFICATION SYSTEM

  • Diese Eigenschaft definiert eines oder mehrere Klassifikationssysteme. Aus diesen Systemen leitet sich die BMEcat Class eines Produktes ab.

 

PRODUCT

  • Unter diesem Element wird ein Produkt inklusive seiner Attribute spezifiziert.

 

PRODUCT PRICE

  • Dieses Element ordnet einen Preis zu. Preise können in BMEcat sehr detailliert festgelegt werden, beispielsweise nach Währung, Zeitraum, Absatzmarkt, oder der abgesetzten Menge.

 

PRODUCT FEATURE

  • Dieses Element ermöglicht den Transfer von Merkmalswerten. Dabei können sowohl vordefinierte Gruppenmerkmale als auch produktindividuelle Merkmale erfasst werden.

 

VARIANTS

  • Unter VARIANTS können einem Produkt mehrere Varianten (z.B. Verpackungsgrößen) zugeordnet werden.

 

MIME

  • MIME enthält dem Produkt zugehörige Dokumente (Datenblätter, Zeichnungen, etc.)

 

PRODUCT REFERENCE

  • Durch dieses Element werden Querverweise zwischen (zusammengehörigen) Produkten ermöglicht. So kann beispielsweise ein Dübel einer zugehörigen Schraube zugeordnet werden.

 

Vorteile und Nachteile von BMEcat

Durch die Standardisierung von Produktkatalogen durch BMEcat entstehen Zeitersparnisse bei der Erfassung und Übermittlung von Katalogdaten. Diese Zeitersparnisse gehen mit Kosteneinsparungen und Optimierungen der Datenqualität einher. Die Anbindung von Klassifikationssystemen wie eCl@ssETIM oder UNSPSC ermöglicht die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Systemen. So können Produktdaten schnell und einfach verarbeitet und standardisiert werden, was mögliche Fehlerquellen bei Bestellung, Beschaffung und Logistik reduziert, da alle Produktdaten einschließlich aktueller Preise übersichtlich dargestellt werden können.

Ein wesentlicher Nachteil des BMEcat-Standards ist das Ausbleiben der internationalen Anwendung. Wie bereits angesprochen, ist BMEcat außerhalb Europas kaum im Einsatz, wodurch international agierende Unternehmen auf weitere bzw. gänzlich andere Systeme zurückgreifen müssen. Gerade in Zeiten zunehmender Globalisierung von Liefer- und Beschaffungsketten stellt dies einen erheblichen Nachteil dar.

 

Vertikale Harmonisierung und Standards

BMEcat wird gemeinsam mit dem Geschäftsdokumentenaustauschstandard openTRANS vom eBSC (eBusiness Standardization Committee) weiterentwickelt. Dies dient dem Bestreben der vertikalen Harmonisierung: der Vereinheitlichung von Geschäftsabläufen entlang der Wertschöpfungskette, vom sicheren und einheitlichen Austausch von Dokumenten über openTRANS bis hin zur automatisieren Übermittlung von Bestellungen und Aufträgen.