Künstliche Intelligenz: “Limitationen interessieren uns gerade nicht”

erstellt am: 19.06.2023 | von: Friederike Kastl

Executive Talk mit Christoph Kunel

ChatGTP und Co. haben vor allem für den C-Teile-Einkauf großes Potenzial. Crowdfox-COO Christoph Kunel im Gespräch über die Chancen, die sich für Unternehmen jetzt bieten. Und warum man jetzt viel mehr in Opportunitäten als in Limitationen denken sollte. Eine Haltungsfrage.

C-Teile-Einkauf – hohes Volumen und trotzdem stets ein wenig vernachlässigt vom Einkaufschef, weil weniger strategisch. Wird KI das ändern – und wenn ja: Warum und wie?

Christoph Kunel: Ich würde sogar sagen, dass KI gerade hier schon eher kurzfristig einen Unterschied machen wird. Gerade weil der C-Teile-Einkauf in modernen Unternehmen vielfach schon so aufgestellt ist, dass Besteller und Anbieter über Plattformen direkt zusammengebracht werden. Hier ist die Digitalisierung oft schon weiter fortgeschritten. Und dementsprechend liegt es auf der Hand, hier die neuen Möglichkeiten die zum Beispiel ‚Large Language Models‘ bieten, bereits jetzt zu implementieren.

 

Welche Möglichkeiten bieten diese LLMs wie ChatGPT einem Plattform-Anbieter wie Crowdfox? Wie planen Sie diese Möglichkeiten für Ihre Kunden nutzbar zu machen?

Christoph Kunel: Wir denken aktuell an ein ‚ProcureGPT‘. Um eines unserer Beispiele der Vergangenheit aufzunehmen: Dort ging es bei der Bestellung einer Bohrmaschine darum, den besten Content und den besten Preis aus verschiedenen Plattformen und Katalogen gezeigt zu bekommen, um dann direkt eine Bestellung auslösen zu können. Aber ich musste wissen: ‚Ich brauche eine Bohrmaschine.‘ ProcureGPT dagegen wird anders funktionieren. Da gibt jemand ein: ‚Ich muss ein Regal befestigen.‘ Und ProcureGPT wird – mit einigen Nachfragen – feststellen, was der Anforderer benötigt und ihm dann die richtigen Artikel vorschlagen. Das ist ein völlig anderer Ansatz.

 

Welche Limitationen gibt es aus Ihrer Sicht?

Christoph Kunel: Limitationen interessieren uns gerade noch nicht, weil wir erst einmal ausprobieren wollen, was geht – ohne uns jetzt schon einzuschränken. Ein zweiter Anwendungsfall ist, dass mit Hilfe von LLMs der Content von Katalogen noch viel gezielter durchsucht, aggregiert und neu aufbereitet werden kann. Mit ProcureGPT wollen wir über die KI herausfinden lassen, welcher der qualitativ beste Content ist oder auf Basis von allem vorhandenen Content eine neue Produktbeschreibung generieren. Wir reden hier von ganz neuen Möglichkeiten.

 

Die entscheidende Frage ist: Wann ist es aus Ihrer Sicht so weit, dass KI in Einkauf/ SCM alltäglich ist? Wann wird Crowdfox voraussichtlich so weit sein?

Christoph Kunel: Das kann ich genauso wenig seriös beantworten, wie zum Beispiel OpenAI beantworten könnte, wann ChatGPT so ‚richtig‘ funktioniert. Wir befinden uns in einer Phase der gezielten Experimente. Für den Procurement Summit 2023 in Hamburg haben wir schon einmal einen Prototypen gebaut, der unsere Vision von ProcureGPT verdeutlichen soll. Wann wir aber unseren Kunden diese Funktion zur Verfügung stellen können? Das hängt einzig und allein davon ab, wann diese neue Art der Interaktion mit der digitalen Sphäre wirklich so gut wie fehlerfrei funktioniert. Da ist schon noch ein Weg zu gehen. Wir werden künftig regelmäßig über diesen Weg und wo wir dort stehen, berichten.

 

Christoph Kunel wird auf dem Procurement Summit 2023 in Hamburg eine erste Demo-Version zeigen. Weitere Informationen über Chong-Ho Hwang finden sie unter folgendem Link.