ETIM

Das elektro-technische Informationsmodell ETIM unterstützt Unternehmen beim Austausch von Daten. Es ist besonders hilfreich im Rahmen von eProcurement.

 

Definition: Was ist ETIM?

Ursprünglich stand die Abkürzung für „Europäisches Technisches Informations-Modell“ bzw. „Elektrotechnisches Informationsmodell“. Es handelte sich um ein Austauschformat für Produktklassifikationsdaten in der Elektro- und Elektrotechnikbranche. Dabei stand nicht nur die Strukturierung der vielen verschiedenen Produkte im Vordergrund, sondern auch deren Beschreibung.

Die treibende Kraft war anfangs der Elektrogroßhandel. Die Großhändler suchten nach einem weniger zeitaufwändigen System, um die zahlreichen Produkte einzuordnen, zu beschreiben und zu klassifizieren. Die Hersteller lieferten teilweise unvollständige Informationen in den unterschiedlichsten Formaten an die Großhändler, beispielsweise in Papierform, als PDF- oder Excel-Dateien.

Durch die Schaffung von ETIM international brauchen alle diese Daten nur noch einmal vom Hersteller erfasst zu werden. Eine Maske fragt alle relevanten Daten ab. Die Bilder sind eindeutig zugeordnet. Für Kunden, die kein ETIM verwenden, lässt sich ein entsprechendes Produktverzeichnis ausdrucken. Alle Unternehmen, die ETIM verwenden, können über das System auf die Daten zugreifen. Die Daten sind in ETIM hersteller- und plattformunabhängig gespeichert, da das System ein frei verfügbares Modell zur Artikelklassifikation ist. Mithilfe einheitlicher und übersichtlicher Beschreibungen werden die Eigenschaften der einzelnen Artikel dargestellt. Fach- und Suchbegriffe aus dem täglichen Sprachgebrauch sind miteinander verknüpft, was das Auffinden bestimmter Artikel wesentlich erleichtert.

 

Einordnung ETIM unter Katalogdatenmanagement/eProcurement

Im Rahmen von eProcurement, also der elektronischen Beschaffung, ist ETIM eine wesentliche Hilfe. Die standardisierten Katalogdaten stehen online zur Verfügung. Mit ETIM Klassifizierung tragen sie dazu bei, dass Bestellprozesse effizienter ablaufen. Für die Unternehmen, die auf eProcurement in ihren Einkaufsprozessen setzen, bedeutet dies, dass der operative Einkauf entlastet wird. Ein besonderes Merkmal ist, dass Bestellungen vollständig elektronisch abgewickelt werden können. Standardartikel können direkt über die Abteilungen bestellt werden. Freitextbestellungen, bei denen kein entsprechender Artikel im Verzeichnis zu finden ist, sondern eine Beschreibung an den Lieferanten versandt wird, reduzieren sich drastisch. Die meisten Artikel, die gebraucht werden, sind elektronisch erfasst. Die Unternehmen, beispielsweise aus der Industrie, sind über Schnittstellen direkt mit der Datenbank verbunden.

 

Zusammenhang mit Produktklassifikationssystemen

Klassifikation bedeutet hier die Herstellung eines Ordnungssystems oder eine Einteilungsmethode für Objekte. Das können Produkte, Materialien, Waren oder Dienstleistungen sein. Dabei werden die einzelnen Objekte in Klassen eingeteilt, die einer hierarchischen Ordnung folgen. Eine Klasse ist eine bestimmte Objektmenge, deren Einzelteile gemeinsame Merkmale aufweisen und die sich zu Gruppen zusammenfassen lassen. Mithilfe detaillierter Beschreibungen ist eine sehr genaue Klassifizierung möglich.

Im Bereich Haustechnik gibt es ein ähnliches System. Viele der Hersteller stellen ihre Daten in Open Datacheck ein. Durch eine spezielle ETIM-Klassifizierung sind die Daten in den verschiedenen Onlineplattformen für die Kunden sichtbar. Dadurch steigen die Verkaufspotenziale.

 

Wie funktioniert ETIM?

ETIM ist eine mehrsprachige, standardisierte SQL-Datenbank. Hersteller, Großhändler und Händler sind per digitaler Schnittstelle mit dem System verbunden. Die Hersteller liefern die Produktdaten international und können beispielsweise die Daten aus bereits vorhandenen ERP-Systemen wie SAP einfach in die Datenbank übertragen. Die Daten lassen sich durch weitere Produktinformationen ergänzen. Bilder aus der Bilddatenbank können im System gespeichert werden. Es kann nicht mehr zu Verwechslungen kommen. Vorher war dies häufig der Fall, weil die Bilder separat auf einer CD geliefert und nicht per E-Mail zusammen mit den Produktdaten verschickt wurden. Dabei war es nicht immer möglich, Bilder eindeutig einer Beschreibung zuzuordnen. Die Produktbeschreibungen können in ETIM zusätzlich durch Dokumente und Zeichnungen ergänzt werden.

Kunden, Großhändler und andere Interessenten können über das Internet auf diese Daten zugreifen, beispielsweise mittels BMEcat, einem Datenaustauschformat. So ist es möglich, schnell und effizient auch Onlineshops an das System anzubinden und den Onlinehandel auszubauen. ETIM ist ein offener Standard, das Datenmodell ist also ohne Lizenzgebühren verfügbar.

 

Vorteile und Nachteile von ETIM

Wie jedes elektronische Datenverarbeitungssystem weist auch ETIM Vor- und Nachteile auf, die es seitens der Unternehmen abzuwägen gilt.

 

Vorteile von ETIM

  • ETIM ist frei verfügbar
  • Artikel sind schnell auffindbar
  • Artikelinformationen sind einheitlich
  • Datenpools sind stets aktuell
  • falsche Bestellungen – und damit die Fehlerkosten – werden reduziert
  • Kommunikation wird durch die Standardisierung effizienter gestaltet
  • Kunden erhalten verlässliche Informationen
  • verbesserte Logistikprozesse verringern die Lagerkosten
  • Informationen fließen effizienter

 

Nachteile von ETIM

  • hoher Aufwand bei Erstellung und Pflege
  • Zugriff nur über eine spezielle Software möglich

 

ETIM: Beispiel

Mithilfe von ETIM lassen sich technische Produkte lieferantenunabhängig und standardisiert erfassen und anhand einer Klasse oder eines technischen Merkmals wiederfinden. Es kommt bei der Übertragung von technischen Produktdaten beispielsweise in Onlinekatalogen zum Einsatz.

 

ETIM-Format

Die Datenübertragung erfolgt in einem standardisierten Datenformat. Es handelt sich um BMEcat in erweiterter Form. Weitere mögliche Formate sind cXMLEDIFACT-Subsets, EAN.UCC-XML, ebXML oder RosettaNet.

 

ETIM: Import/Anwendungsbeispiel

Verkäufer A hat seine Produkte in ETIM hinterlegt. Mithilfe standardisierter Merkmale und auf Grundlage eines standardisierten Objektklassifizierungssystems möchte er seine Produkte über diesen Katalog anbieten. Käufer B importiert die Produkte aus der Datenbank in sein eigenes System und nutzt die Daten für interne Prozesse, beispielsweise um eine Kaufentscheidung zu treffen und zur Erstellung eines spezifischen Auftrags. Der spezifische Auftrag basiert auf dem standardisierten Klassifizierungsschema und wird an den Verkäufer übermittelt. Der Verkäufer kann die spezifische Bestellung schnell und effizient abwickeln und die physischen Produkte oder Dienstleistungen konkret zur Verfügung stellen. Die Rechnungsstellung erfolgt über das System, auch die Buchung des Wareneingangs erfolgt elektronisch. Das spart Zeit und Geld auf beiden Seiten.