OpenTRANS

Definition: Was ist OpenTRANS?

OpenTRANS ist eine unter Führung des Fraunhofer IAO seit dem Jahr 2001 mit führenden deutschen und internationalen Unternehmen entwickelte Initiative. Der hier generierte  Transaktionsstandard ist XML-basiert, unabhängig von Hersteller bzw. Anbieter und offen zugänglich. Die zum Austausch bestimmten Geschäftsdokumente entsprechen dem syntaktischen Aufbau des BMEcat-Standards. Der Standard wird branchenübergreifend eingesetzt. Er steht in deutscher und englischer Sprache zur Verfügung. Hauptsächlich findet er Einsatz in Deutschland. Das zentrale Interesse der OpenTRANS-Initiative ist die Entwicklung und Anwendung von einfach nutzbaren internationalen Standards für den Austausch von Geschäftsdaten sowie die Abwicklung von Geschäftstransaktionen.

 

Vorteile von OpenTRANS

Folgende Vorteile bietet die Nutzung von OpenTRANS:

  • Bereitstellung eines Standards, der Dokumentation in deutscher und englischer Sprache international nutzbar macht
  • einfacher und kostengünstiger Austausch von Geschäftsdokumenten
  • Abbildung aller wichtigen Geschäftsdokumente (Rechnungen, Aufträge usw.) anhand logisch strukturierter XML-Bausteine
  • ausführliche Phasen des öffentlichen Berichts seitens der Anwenderunternehmen
  • Kompatibilität mit BMEcat
  • Integration wichtiger externer Standards, (z. B. W3C und ISO/UNECE)
  • Sicherung einer sehr breiten Anwendbarkeit durch Konzentration auf zentrale Elemente und Branchenunabhängigkeit
  • Unterstützung von Anwendern bei der Umsetzung sowie Zusammenarbeit mit Dienstleistern und Produktanbietern zur Unterstützung der Einführung

 

Nachteile von OpenTRANS

  • Fehlen einer Kennzeichnung der verwendeten Sprache (betrifft alle OpenTRANS-Definitionen)
  • Probleme mit der Darstellung in verschiedenen Browsern
  • geringer Praxiseinsatz
  • bislang keine internationale Verbreitung

 

Einordnung von OpenTRANS als Datenaustauschstandard mit ERP-Systemen/Warenwirtschaftssystemen

Der OpenTRANS-Standard für den Datenaustausch mit ERP-Systemen ist derzeit nur einer unter vielen Standards, die in den unterschiedlichen Feldern des elektronischen Datenaustauschs zum Einsatz kommen. OpenTRANS bietet eine Reihe von Nutzeffekten. Hierzu zählen neben den oben beschriebenen Vorteilen beispielsweise die vereinfachte Einführung in Unternehmen aufgrund einer überschaubaren Dokumentenanzahl.

 

OpenTRANS

Via OpenTRANS wird im Kontext eines Datenaustausches mittels ERP-Systemen/Warenwirtschaftssystemen eine Auftragsauslösung in Gang gesetzt. Diese erfolgt, indem ein Kunde Waren aus einem Katalog auswählt. Der so zustande kommende automatisierte Einkaufsprozess sieht einerseits vor, dass die Kundenbestellung in einem Bestellsystem hinterlegt wird, das mit OpenTRANS kompatibel ist. Auf der anderen Seite gelangen die Bestelldaten an den Lieferanten anhand eines ebenfalls OpenTRANS-fähigen Systems. Neben Produktdaten werden alle kundenspezifischen Daten transferiert.

In einem weiteren Schritt kommt es zur Bestellbestätigung seitens des Lieferanten. Der Lieferavis wird übermittelt, das Bestellsystem des Klienten gleicht Auftragsbestätigung und Bestellung miteinander ab und übermittelt den antizipierten Wareneingang an die Wareneingangskontrolle.

Das OpenTRANS-kompatible System generiert eine Wareneingangsbestätigung, die als Grundlage der Rechnungsstellung seitens des Lieferanten dient. Das mit OpenTRANS kompatible Kundenzahlungssystem erzeugt aus den Rechnungsdaten eine Überweisungsvorlage.

Ein großer Unterschied zu vielen anderen Standards ist die überschaubare Anzahl an Dokumenten. Dadurch wird die Einführung in Unternehmen vereinfacht. Die Unterstützung sehr vieler Dokumenttypen für den Nachrichtenverkehr mit Geschäftspartnern ist nicht notwendig. Das erhöht die Attraktivität dieses Standards auch für mittelständische Unternehmen, weil hier selten alle Sonderfälle auftreten (die in umfassenderen Business-to-Business Standards erläutert sind).

 

XML

XML stellt den heutigen Standard für Datenaustausch dar. ERP-Systeme/Warenwirtschaftssysteme, die das XML-Format nicht unterstützen, sind veraltet bzw. nicht den neuesten Standards entsprechend programmiert. OpenTRANS verwendet im Unterschied zu einigen anderen Standards – wie EDIFACT – XML zur Nachrichtenübermittlung. Vorteil: Sowohl Maschinen als auch Menschen können diese Meldungen verarbeiten.

 

OCI

OCI ist ein von SAP entwickelter Katalogdatenstandard. Er kommt oftmals auf großen E-Commerce-Plattformen zum Einsatz, die Produktdaten aus SAP-Anwendungen beziehen. Das Format ist XLM-basiert. Neben SAP unterstützen zahlreiche weitere Warenwirtschaftssysteme diese Schnittstelle.

 

EDIFACT

EDIFACT ist ein Datenformat für den Austausch von Dokumenten im Geschäftsverkehr. Es existieren unterschiedliche Unterformate (z. B. INVOICE für Rechnungen). Zentrales Ziel ist die komplette automatisierte und rechtssichere Verarbeitung von Geschäftsdokumenten (z. B. Aufträge, Rechnungen). Da in den meisten Fällen EDIFACT eingesetzt wird, um einen automatischen Prozess zu generieren, stellt es mehr als ein Format dar.

 

Wie funktioniert OpenTRANS?

Vergleichbar mit dem Datenaustausch via EDI ersetzt OpenTRANS klassische Papierdokumente mittels elektronischer Dokumente. Diese liegen als Daten im Standardformat bzw. in der Auszeichnungssprache XML vor und werden darüber an den Adressaten (Handelspartner, Endkunde) transferiert.

Zu den übermittelten elektronischen Dokumenten zählen Auftragserteilungen, Modifikationen, Preisabfragen oder Rechnungen. Der Austausch im üblichen Geschäftsverkehr erfolgt mittels sogenannter Messaging-Systeme (z. B. EDI, Web-EDI, E-Mail etc.). Da OpenTRANS den Katalogstandard BMEcat unterstützt, ist die vollständige Auftragsabwicklung eines Beschaffungsprozesses von der Aufforderung zur Angebotsabgabe bis hin zur Rechnungsstellung einheitlich zu bewerkstelligen.

 

OpenTRANS-Standards

OpenTRANS ist im Rahmen einer Entwicklungszusammenarbeit parallel zu BMEcat entstanden. Beide Standards sind vollständig kompatibel, d. h. die genutzten Felder, Strukturen und Module sind identisch und weisen identische Bedeutungen und Regeln auf. Die Deckungsgleichheit ermöglicht eine erleichterte einheitliche Nutzung von Daten und Softwaresystemen.

 

Aufbau OpenTRANS-Beispieldatei

OpenTRANS stellt die folgenden zehn standardisierten Vorlagen für elektronische Geschäftsdokumente zur Verfügung:

  • Lieferavis
  • Rechnung
  • Rechnungsliste
  • Auftrag
  • Änderung des Auftrags
  • Bestätigung des Auftrags
  • Angebote
  • Bestätigung des Wareneingangs
  • Zahlungsavis
  • Anforderung eines Angebots (Request Quotation (RfQ)

 

Jedes Dokument weist eine dreigeteilte Struktur auf:

  • Kopfbereich: Beschreibung von Informationen, die für das gesamte Geschäftsdokument relevant sind (z. B. Autor und Adressat des Geschäftsdokuments)
  • Positionsbereich: Auflistung aller Einzelpositionen des Geschäftsdokuments (z. B. Produkte einer Offerte)
  • Zusammenfassung: aggregierte Zusammenfassung redundanter Informationen aus vorherigen Dokumentabschnitten zur abschließenden Überprüfung (z. B. Summen-Bildung aus Einzelpositionen einer Rechnung)

 

Die Art und Weise, wie Dokumente ausgetauscht werden, wird hinsichtlich des Ablaufs nicht von OpenTRANS vorgegeben. Die Anwender entscheiden selbstständig, welchen Kontext sie für den Einsatz der Dokumente nutzen möchten.

Der Standard definiert lediglich obligatorische und mögliche Felder, Datentypen, Feldlängen sowie Zusatzregeln. Die Definition von Datenstrukturen und Austauschformaten geschieht mittels XML. Um zukünftigen Anforderungen seitens der Anwenderunternehmen gerecht werden zu können, ist eine Erweiterung des Standards mit geringem Aufwand möglich. Der Standard erlaubt die gesonderte Übermittlung von Kerndaten und multimedialen Zusatzdaten.

Ab Version 2.0 (also auch OpenTRANS 2.1) des OpenTRANS-Standards wurde eine Vielzahl an Detailoptimierungen hinsichtlich des Formats und der jeweiligen Informationen umgesetzt. Diese umfassen:

  • Rechnungsanpassung zu Neuerungen der Umsatzsteuergesetzgebung
  • optimierte Unterstützung digitaler Signaturen
  • optimierte Modulation bei Preismodellen, insbesondere bei Zu- und Abschlägen (Rabatten)
  • optimierte Unterstützung von Marktplätzen, Pure-Playern etc.
  • verbesserte Produktdetails (Produktkomponenten, Möglichkeiten der Konfiguration sowie Verpackungsvarianten)
  • verbesserte Rechnungsdarstellungen (Sammelrechnungen, Zahlungsavis, Rechnungslisten)