SRM-System

Definition: Was ist ein SRM-System?

Der Begriff „Supplier Relationship Management (SRM)“ steht im Deutschen für das Lieferantenbeziehungsmanagement und stellt die Pflege und Organisation der Lieferantenkontakte eines Unternehmens in den Vordergrund. SRM ist ein wichtiger Bestandteil des übergeordneten Supply Chain Managements, also der Organisation der eigenen Lieferketten. Ein software-gestütztes SRM-System hilft dabei, die einzelnen Lieferanten in dieser Kette zu dokumentieren und eine strategische Schnittstelle zwischen diesen und dem Unternehmen zu schaffen. Das Ziel: die Lieferantenbeziehungen zu steuern und zu verwalten sowie den Ein- bzw. Verkauf zu unterstützen und effizient zu koordinieren.

 

Grundsätze des Supplier Relationship Managements (SRM)

Ziele von SRM

Die Definition von Supplier Relationship Management kann von Unternehmen zu Unternehmen variieren. Typischerweise verfolgt SRM das Ziel, die Prozesse zwischen einem Käufer und seinen Lieferanten – also den Unternehmen, die Waren und Dienstleistungen liefern – zu rationalisieren und zu verbessern. Es ist damit dem Customer Relationship Management (CRM) vergleichbar, dessen Fokus auf der Optimierung der Prozesse zwischen einem Unternehmen und seinen Kunden liegt. SRM strebt die Entwicklung einer für beide Seiten vorteilhaften Beziehung an, insbesondere zu Lieferanten, die als strategisch für die Marke angesehen werden, um Qualität, Effizienz, Innovation und andere Vorteile zu fördern.

Das Management von Lieferantenbeziehungen gewinnt zunehmend an Bedeutung, da die Netzwerke zwischen Einkäufern und Lieferanten globaler und voneinander abhängiger werden und Unternehmen stärker auf strategische Lieferanten angewiesen sind. SRM-Praktiken schaffen einen gemeinsamen Bezugsrahmen, um eine effektive Kommunikation zwischen einem Unternehmen und einem Lieferanten zu ermöglichen und die Lieferantenleistung zu messen.

 

Prozesse des SRM

So wie die Definition des Supplier Relationship Managements variieren kann, können auch die Prozesse des strategischen Sourcings im Zusammenhang mit SRM differieren. Diese allgemeinen Kategorien können jedoch verwendet werden, um die wesentlichen Prozesse des Supplier Relationship Managements zu verstehen:

  • Segmentierung von Lieferanten, die nach ihrer Bedeutung für das Unternehmen kategorisiert werden
  • Entwicklung von Governance- und Performance-Management-Modellen zur Ausrichtung von Geschäftsprozessen und zur Zuordnung von Stakeholdern entsprechend den Unternehmenszielen
  • Verbesserung der Beziehungen zu Lieferanten, das heißt, der Austausch strategischer Informationen mit den wichtigsten Lieferanten, um bessere Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln

 

Der grundlegende Schritt des Supplier Relationship Managements ist die Bestimmung der Beiträge von Lieferanten, insbesondere im Hinblick auf ihre strategische Bedeutung für den Geschäftserfolg. Verschiedene Lieferanten haben unterschiedlichen Einfluss auf die organisatorische Rentabilität. Als hypothetisches Beispiel hat der stationäre Lieferant der ABC Smartphone Company wenig Einfluss auf das Ergebnis seiner Rentabilität, doch der lokale Lieferant von Kopierpapier hat einen großen Einfluss. Jedes Risiko für den Betrieb dieses Lieferanten ist ein großes Risiko für ABC Smartphones. Damit ist er ein wichtiger strategischer Partner.

Es gibt viele verschiedene Arten und Ebenen von Lieferantenbeziehungen. Während einige Experten der Auffassung sind, dass SRM nur für die wichtigsten Partner gilt, meinen andere, dass es alle Lieferanten umfasst, obwohl der Grad an Zeit, Aufmerksamkeit und anderen Ressourcen, die einem strategischen Lieferanten zur Verfügung gestellt werden, weitaus größer sein dürfte als bei einem Lieferanten mit einer einfachen, wechselseitigen Beziehung.

Nach dem Prozess der Lieferantensegmentierung legen die beteiligten Akteure Strategien und Kernprozesse fest. In Zusammenarbeit mit wichtigen strategischen Lieferanten richten die entsprechenden Interessengruppen interne Governance-Prozesse ein und ordnen spezifische Lieferantenbeziehungen bestimmten Gruppen oder Einzelpersonen zu. Dazu gehört auch die Einrichtung und Messung operativer Maßnahmen mit Stakeholder Reviews, um sicherzustellen, dass die Prozesse auf Kurs sind. Ein großer Vorteil des SRM ist die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit strategischen Partnern, um die Innovationskraft durch Prozessverbesserung oder Produktentwicklung zu steigern.

Zu beachten ist, dass SRM zwar auf allen Ebenen der Partner angewandt werden kann, die Ziele jedoch auf verschiedenen Ebenen variieren. Während es bei einem Anbieter, zu dem das Unternehmen einfache wechselseitige Beziehungen unterhält, nicht angebracht wäre, erhebliche Ressourcen auf das Management der Partnerschaft zu konzentrieren und die Kostensenkung wahrscheinlich ein Schwerpunktbereich ist, benötigt ein Schlüssellieferant einen Partnerschaftsansatz, der seine strategische Bedeutung widerspiegelt.

 

Bedeutung des SRM

Nach Ansicht seiner Befürworter kann SRM zu niedrigeren Produktionskosten und einem qualitativ hochwertigeren, aber kostengünstigeren Endprodukt führen. Diese These wird beispielsweise durch eine Forschungsstudie der Automobilhersteller gestützt. Die Studie, die im Fachmagazin „Supply Chain Management Review“ (Mai 2014) diskutiert wurde, untersuchte den Zusammenhang zwischen dem SRM-Ansatz der Automobilhersteller und seinen Gewinnen. Mit Blick auf sechs große Automobilhersteller ermittelte die Studie einen direkten Zusammenhang zwischen Lieferantenbeziehungen und deren Gewinn, wobei bessere Lieferantenbeziehungen zu einer besseren Rentabilität beitragen und umgekehrt. Als Beispiel führt die Studie an, dass die Chrysler Group von 2001 bis 2012 24 Milliarden Dollar an nicht realisierten Erträgen verpasst hat, da die Lieferantenbeziehungen während turbulenter Eigentümerwechsel im Unternehmen auf dem Tiefpunkt waren.

 

Software für das SRM

In einem SRM-System werden sämtliche Bezugsquellen und alle Einkaufsdaten zentral verwaltet, z. B. Angaben über lieferbare Produkte, mögliche Risiken, Konditionen oder Qualität. Lieferant und Kunde sind online miteinander verbunden. Ein Mehrwert entsteht durch Bündelung des gesamten Wissens über Einkaufsdaten und Bezugsquellen, die allen Anwendungen einer Systemlandschaft zur Verfügung gestellt werden.

 

Aufgaben und Ziele eines SRM-Software

Ziel einer SRM-Lösung ist die Verknüpfung der Lieferanten mit dem Unternehmen und die Unterstützung des Einkaufs im Laufe des Beschaffungsprozesses. Dabei werden alle Bezugsquellen und Einkaufsdaten betrachtet und verwaltet. Die SRM-Software unterstützt ihre Anwender bei der Erstregistrierung von Lieferanten bzw. der Aufnahme potenzieller Lieferanten. Die Software umfasst in der Regel die Erfassung der Qualifikation der bestehenden Lieferanten über ein Lieferantenportal. Sie bildet meist das Risikomanagement ab und ermöglicht eine Klassifizierung und die methodische Lieferantenentwicklung mit möglichem Task Management. Oft sind in der SRM-Software Dokumenten- und Vertragsverwaltung, Erfassungsformulare und ein Lieferantencontrolling integriert, die eine Lieferantenbewertung und somit ein umfassendes Lieferantenmanagement ermöglichen.

 

Funktionskategorien von SRM-Software

Zu den bekanntesten SRM-Lösungen gehören SAP Supplier Relationship Management, SAP Ariba und Oracle PeopleSoft. Daneben kommt noch eine Vielzahl von SRM-Systemen oder -Modulen anderer Anbieter zum Einsatz wie etwa BeNeering, Hubwoo, Onventis, JAGGAER, Sage, Zycus und weitere mehr.

Die Optionen einer SRM-Software beinhalten eine spezifische Mischung aus einer Vielzahl von Funktionen. Eine hilfreiche Sicht auf die Funktionskategorien von SRM-Software skizziert das Beratungsunternehmen Capgemini in seinem SRM Research Paper von 2017. Dieses umfasst folgende Funktionskategorien:

  • Beschaffungsinformationen, zum Beispiel Lieferantenrisikomanagement
  • Product Lifecycle Management, zum Beispiel Portfoliostrategiemanagement
  • Sourcing, zum Beispiel Strategieentwicklung
  • Lieferantendatenmanagement, zum Beispiel die Validierung von Lieferantenanfragen
  • Lieferantenleistungsmanagement, zum Beispiel die Einrichtung von Leistungsbeurteilungen
  • Vertragsmanagement, zum Beispiel das Anlegen von Lieferantenverträgen
  • Katalogmanagement, zum Beispiel Benutzerfähigkeiten
  • operative Beschaffung, zum Beispiel die Bearbeitung von Bestellungen
  • externe Ressourcen, zum Beispiel die Anforderung von Spezifikationen